Ich habe 2015 in vielen Zauber-Galas in Frankreich und Belgien meine „Sweet like Coke“-Show gespielt. Überall kommt die Nummer gut an und ich bekomme unglaublich starke Zuschauerreaktionen. Kurz danach habe ich einen Auftritt im Varietéabend der Künstlerbörse 2016 in Freiburg. Meine Show kommt nicht schlecht an, ist aber eindeutig die schwächste Show des ganzen Abends. Das beendet rasant meinen innerlichen Höhenflug und ich merke: Irgendwie fehlt meiner Show etwas. Die Akrobaten haben alle noch eine Ebene mehr in ihren Shows. Etwas, was sich schwer in Worte fassen lässt, aber sie berühren die Zuschauer damit emotional.
Ich nenne es einfach mal den „Kunstcharakter“.
Ein ganzes Jahr und viele Varietéshows später fange ich vielleicht langsam an einen Bruchteil davon zu begreifen (selbst umsetzen kann ich es deshalb noch lange nicht). Zwei Dinge fallen mir besonders auf:
Die Künstler haben eine Beziehung zu ihren Requisiten, wie zu einem Menschen. Jedes Lächeln, Schulterzucken, … ist Teil einer Geschichte, die innerlich abläuft.
Alles zeugt von unglaublicher Routine und Leichtigkeit. Auch schwere artistische Leistungen werden zwar mit Spannung, aber einer inneren Gelassenheit ausgetragen.
Wir Zauberkünstler hingegen erreichen durch unsere Effekte zu leicht schon im Anfangsstadium starke Reaktionen von Zuschauern durch deren Staunen. Die Folge ist, dass wir oft nicht versuchen darüber hinauszuwachsen. Nur wenigen Zauberkünstlern gelingt dies. Beispielhaft sind mir in letzter Zeit Luke Dimon in Erinnerung (2016 in Ratingen hat mich seine Wasserschalennummer und seine Moderation wirklich umgehauen) und Patrick Lehnen, der es schafft mit seinem Requisit eine komplette Liebesgeschichte zu erzählen.
In der Zauberkunst sind es Einzelfälle. Bei den Artisten ist es jeder, der auf einer guten Artistenschule war. Wie schaffen die das nur? Ja - ich bin neidisch, verdammt!!!
Wo seht ihr noch Unterschiede zwischen Artisten und Zauberern?
links: Duo Mona-Laura aus Hamburg