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Cirque Eloize im Deutschen Theater München

Gleich zwei Shows des kanadischen Cirque Eloize haben wir uns diese Woche in München angeschaut. Was wir Magier von dem kanadischen Zirkus lernen können, erfahrt ihr neben einem Bericht über die beiden Shows in diesem Artikel.

Vorneweg: Ich bin leidenschaftlicher Varieté und Zirkusfan, ganz besonders hat es mir der Cirque Eloize mit seiner Inszenierung "Rain" angetan, welche in ARTE vor einigen Jahren ausgestrahlt wurde. Es war die erste und bisher einzige Zirkusproduktion, die mich auf einer DVD zu Tränen gerührt hat. Entsprechend gespannt war ich natürlich auf die zwei neuen Shows "Saloon" und "Hotel". Wir haben unseren München-Trip so abgepasst, dass wir die Dernière von "Hotel" und die "Saloon"-Preview erleben können.

Beide Shows haben mich auf ihre Art und Weise begeistert. "Hotel" kommt etwas künstlerischer und poetischer rüber, während "Saloon" durch Live-Country-Mitklatsch-Musik und starke Artistennummern überzeugt. Und auch bei beiden Shows gibt es am Ende ohne Zögern eine Standing Ovation der Zuschauer. Das zeugt von der Qualität der Leistung der Künstler auf der Bühne, insbesondere wenn man bedenkt, dass das Theater jeweils nur etwa zu einem Viertel gefüllt ist -- leider! In der heutigen Zeit reicht eine gute Leistung leider nicht aus, gerade die Werbung muss überzeugend sein.

Aber ich beschäftige mich lieber mit dem Künstlerischen: Was macht die Inszenierungen von Cirque Eloize so viel besser als viele andere Shows. Mir fallen diese Punkte auf:

  1. Applausgesten: Keiner der Künstler lechzt nach Applaus. Es geht ihnen viel mehr um das Zusammenspiel auf der Bühne. Die Applausgesten beschränken sich eher auf ein kurzes Innehalten in der Bewegung. Der Vorteil an dieser Art ist, dass man als Zuschauer komplett in der Geschichte versinkt. Der Nachteil: Es passieren so unglaubliche artistische Leistungen auf der Bühne, dass man irgendwann ein schlechtes Gewissen hat, weil man nicht klatscht.

  2. Übergänge: Während in Zaubershows der Übergang meist so aussieht: "Kommen wir nun zu meinem nächsten Kunststück", spielen die Übergänge in den Shows von Cirque Eloize eine Hauptrolle. Sie scheinen sogar noch wichtiger als die Nummern selbst. Aus einer Hula-Hoop-Show wird beispielsweise nur das Finale gezeigt (vier Ringe an vier Gliedmaßen gleichzeitig zu drehen). Um zu diesem Finale zu kommen werden die Ringe mit Tanzchoreografien, akrobatischen Einlagen, Jonglagen und vielem mehr eingeführt. Das Ganze dauert zwar zehn Minuten, fasziniert aber und lässt die ganze Show unglaublich rund erscheinen.

  3. Synergien: Es gibt keinen (!) artistischen Gegenstand (Jonglierbälle, Trapez, Strapaten, ...), der nicht mit einem anderen Bild verknüpft wird, um die Gegenstände natürlich in die Story einzubinden. In "Saloon" sind die Strapaten die Zügel eines Pferdes im wilden Westen. In "Hotel" werden Jonglierbälle zu Regen, der durch die undichten Hoteldächer tropft. Viel Energie der Inszenierung fließt darin, die Gegenstände natürlich erscheinen zu lassen. Das tut ebenfalls dem Fluss der Show gut. Wir Zauberkünstler sagen ja gerne so Dinge wie: "Ich habe hier einen Würfel, und der kommt in diesen Kasten". Warum man jedoch einen übergroßen Würfel und einen Kasten, den noch nie jemand zuvor im Alltag gesehen hat, benutzt weiß kein Mensch (ja ja es ist halt zum Zaubern da).

  4. Kindliche Freude: Alle Artisten haben Spaß an dem, was sie tun und zeigen es auch. Das heißt nicht, dass es keine Momente gibt in denen jemand wütend oder melancholisch ist. Aber alles ist beherrscht von einer Liebe zur Kunst und zum Spiel auf der Bühne. Vieles wirkt unbedarft, schön und echt. Ich glaube das ist es, was die Zuschauer letztlich berührt hat.


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