top of page

Darf ich nochmal mischen?

... eine Frage, die man als Zauberkünstler immer wieder gestellt bekommt.

Letzte Woche bei einem Close-Up-Auftritt bin ich mal wieder danach gefragt worden. Und im Nachhinein ist mir aufgefallen, dass ich mit dieser Frage inzwischen ganz normal umgehen kann. Fast so, als würde man mich nach meinem Namen fragen. Dabei hat mich diese Frage früher komplett aus dem Konzept gebracht.

Was mache ich anders oder warum kann ich jetzt so locker mit damit umgehen?

Irgendwann wurde mir bewusst, dass Zuschauer diese Frage meistens nicht stellen, um den Zauberer bloß zu stellen. Viele Zuschauer wollen und können Zauberkunst mit all ihren Wundern genießen. Aber ein Teil des Publikums sieht Zauberkunststücke wie ein Rätsel an, bei dem es Aufgabe des Zuschauers ist, den Trick zu finden (gerade, wenn die Zuschauer vorher noch kein Kunststück gesehen haben). Normalerweise wird die Frage "Darf ich nochmal mischen" von einem Zuschauer gestellt, der das Rätsel unbedingt knacken möchte.

Diese Denkweise erleichtert es mir, mit dieser Frage locker um- und auf den Zuschauer einzugehen. Und je nach Kunststück und Situation habe ich zwei verschiedene Arten, wie ich auf eine solche Frage reagiere:

  • Mit vielen meiner Kunststücke bin ich so vertraut, dass ich, wenn so eine Frage kommt, schnell eine Karte wegpalmieren (aus dem Kartenspiel wegbringen), peeken (heimlich erspähen), ... kann, um das Spiel dann nochmal problemlos zum Mischen rauszugeben. Das geht aber nur, wenn ich so sicher bin, dass ich so flexibel das Kunststück und den Vortrag ändern und anpassen kann.

  • Wenn es wirklich nicht geht, das Spiel nochmal aus der Hand zu geben, sage ich mit einem Augenzwinkern: "Nein, sonst funktioniert das Wunder ja nicht mehr". Das hat auf der einen Seite den Vorteil, dass der Zuschauer bekommt was er will: die Bestätigung, dass es sich um einen Trick handelt. Auf der anderen Seite habe ich einen schönen Gag über den die Leute lachen. Und wenn das Kunststück die Zuschauer am Ende dennoch verblüfft, habe ich ein umso stärkeres Wunder geschaffen. 

Anmerkung: Die meisten meiner Kartenkunststücke beruhen nicht mehr darauf, dass das Mischen eine Erklärung für den Effekt darstellen könnte. Ich habe keine Kunststücke mehr im Programm, die etwa folgende Abfolge haben: Zieh eine Karte, mach sie ins Spiel, jetzt mischen wir, deine Karte liegt oben. Normalerweise ist das Kontrollieren der Karte nur ein Zwischenschritt in meinen Kunststücken, um die Zuschauerkarte beispielsweise an einen anderen Ort zu bringen.

Damit geht es, dass ich das Spiel meistens nochmal herausgeben kann.


Was sind eure Erfahrungen und wie geht ihr damit um?


0 Kommentare
bottom of page