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Livestream für Alle!

Alle Zauberkünstler sitzen gerade zu Hause fest - da geht die Kreativität mit vielen durch. Ein Livestream jagt den Nächsten. Wie ein Kollege Anfang der Woche zu mir sagte: "Jetzt muss ich aber auflegen. Ich muss heute noch drei Podcasts hören, heute Abend ist noch ein Livestream und morgen früh eine Lecture mit ..."

Der ein oder andere befindet sich also schon im "Coronastress". Ich finde es toll, dass die Zauberkunst gerade in dieser Zeit auch weiterlebt. Allerdings fallen mir ein paar Dinge auf, die wir Zauberer überdenken sollten, bevor wir uns in die Weiten des Internets begeben:

  • Funktioniert Zauberkunst im Internet/Fernsehen überhaupt? Meiner Meinung nach schon, aber ohne ein Livepublikum entfaltet sie oft nicht ihre volle Wirkung ("Das sind bestimmt Kameratricks"). Diesem Umstand wurde oftmals durch ein Studiopublikum entgegen gewirkt: Paul Daniels, Simon Pierro und die Ehrlich Brothers haben aus diesem Grund Livepublikum in ihren Shows. Das ist in Quarantänezeiten wohl besser nicht zu machen.

  • In seiner DVD-Reihe "Virtuoso" erzählt Topas, wie schwer es ist ein guter Fernsehzauberer zu werden/sein. Live zu Zaubern ist etwas völlig anderes. Diesen Umstand merke ich auch gerade bei meiner Vorbereitung auf das "Magic at Home"-Festival (s.u.). In allen Trainingsdurchläufen, die ich bis jetzt gemacht habe, stimmt zwar die Technik, aber mein Blick wandert zu sehr im "Live-Publikum" hin und her. Aus dem Blickwinkel der Kamera hat man deshalb den Eindruck, dass ich den Zuschauer am Bildschirm niemals wirklich anschaue.

  • Viele Künstler setzen sich selbst unter Zugzwang ("Wir machen jetzt jeden Donnerstag einen Stream für euch!!!"). Um richtig gute Zauberkunst zu entwickeln braucht es häufig mehr Zeit oder mehr Menschen die daran arbeiten. Selbst bei den Ehrlich Brothers, die wahrscheinlichen die bestmöglichen Ressourcen an Mithelfern/Regisseuren/Entwicklern in Deutschland haben, stellt man mittlerweile fest, dass sie im Gegensatz zur allerersten Show immer mehr auf Standard-Zauberkunststücke zurückgreifen müssen. Es gibt eine (zutreffende?) Definition von Hobby- und Profi-Zauberkünstler: Ein Profi führt die gleiche Show vor verschiedenen Leuten auf, ein Hobbyzauberer führt unterschiedliche Shows vor gleichem Publikum auf. Durch die Livestreams wird plötzlich jeder Profi zu einem Hobbyzauberer, weil er immer etwas Neues zeigen muss.

Vielleicht sind "Gala-Shows", wie das "Magic at Home"-Festival von Marco Weissenberg und Till Frömmel eine Teillösung für das Problem, dass man immer neue Dinge in den Übertragungen zeigen muss. Ich trete beispielsweise am Sonntag, den 05. April 2020 in diesem Festival auf. Habe aber Zeit mich auf meine 10-minütige Show gut vorzubereiten. Durch den galahaften Charakter erreiche ich nicht nur meine Zuschauer sondern auch die der anderen Künstler. Ich kann also meine Show auch für ein anderes Publikum zeigen.


Hier geht es übrigens zum "Magic at home" Festival:

Ich hoffe wir sehen uns am Sonntag im Livestream!


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